
Material für eine bessere Zukunft
Lecture Series Wien (2)
Our last best chance, to save the planet (COP26, John Kerry)
Wenn die 190 Mitgliedsländer des Pariser Klimaschutzabkommens die Ziele der COP26-Konferenz einhalten, wird eine Stabilisierung der Erderwärmung bei etwa +3°C prognostiziert. Das ist, womit sich die letzte Klimakonferenz in Glasgow zufrieden gab. Das ursprüngliche Ziel von einem Maximum von +1,5°C muss als gescheitert angenommen werden. ––––. Wir wollen und brauchen eine bessere Zukunft. Wir bei OFROOM übernehmen Verantwortung innerhalb unseres Wirkkreises und wandeln die gesamte Arbeit der Recherche und Kommunikation von innovativen Materialien und Produkten für Architektur in ein strenges Filtern nach Nachhaltigkeits- und Material Health Kriterien. Mit bis zu 700 einzelnen Datensätzen erfassen wir Materialien und Produkte und machen Nachhaltigkeit über eine Matrix sichtbar und vergleichbar.
Eine zweite Auswahl an Materialien und Produkten aus unserer entstehenden Nachhaltigkeitsbibliothek stellen wir wie gewohnt im Pecha Kucha Format mit kurzweiligen Vorträgen von jeweils 20 ppt Folien x 20 Sekunden vor. Unterlagen zu den Vorträgen werden aufgelegt.
MONTAG 03.10.
OFROOM zu Gast bei Bauwerk Parkett
Gonzagagasse 17, 1010 Wien
Dienstag 04.10
OFROOM zu Gast im Sonnwendviertel bei
Bruno Sandbichler im Grünen Markt
Scala Publica, Maria-Lassnig-Straße 32/2, 1100 Wien
19:00 Uhr
Vorträge im Pecha Kucha Format
20 ppt Folien, 20 Sek pro Folie
OFROOM LECTURES
Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung
wird gebeten unter cb@ofroom.net
Anschließend::: Snacks & Networking
VORTRAGENDE UND THEMEN:
Beton?
Wenn die Betonwerbung verlautbart, in Urban Heat Islands die Temperatur um bis zu 1,4°C über helle und reflektierende Betonoberflächen reduzieren zu können (https://bit.ly/3r14w4q), müsste dagegen ganz klar ein Verbot wegen irreführender Werbung ausgesprochen werden. Die globale Produktion von Zement verursacht 2,3 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr und liegt damit beim doppelten des gesamten Flugverkehrs. Die Verwendung des Baustoffs Beton muss künftig mit einer Sparsamkeit einher gehen und auf Langlebigkeit ausgerichtet sein. Sekundärrohstoffe können als Zuschläge eingebracht werden.
Christian Freilinger – podCrete
Garagenböden sind hochbeanspruchte Flächen. Standardmäßig werden sie zum Schutz beschichtet und verursachen damit regelmäßigen Wartungsaufwand, der für die Verarbeiter zudem gesundheitsschädigend wirkt. Letzteres war für den Erfinder Christian Freilinger Grund, eine gesundheitlich unbedenkliche und dauerhafte Lösung für Garagen und Tiefgaragen zu entwickeln. Mittels Zugabe von Silica und einem Rissheilungsmittel schafft er einen dichten Aufbeton von mind. 3 cm, dem die TU München eine wartungsfreie Beständigkeit von 30 – 50 Jahren attestiert.
Pavol Norulak – Terratico
Die UN-Mitgliedsstaaten haben im März 2022 eine Plastikresolution beschlossen, die der Plastikverschmutzung, der sog. Plastikkrise ein Ende bereiten soll. Plastik soll fortan so lange wie möglich im technischen Kreislauf gehalten werden und als werthaltige Ressource akzeptiert werden. Terratico, in der benachbarten Slowakei, kann bereits heute täglich bis zu 300 Tonnen Plastik binden – als Ersatz für Zuschläge im Beton. Es entstehen Terrazzo Optiken für Platten, Flächen und Objekte.
Solar!
Dass die Sonne eine unglaubliche Menge Energie auf die Erde strahlt wissen wir alle. Grob berechnet etwa das 10.000fache des Weltenergiebedarfs. Die Erfindung, diese Energie zu ernten, geht zurück ins Jahr 1839. Seit Mitte der 70er Jahre ist Photovoltaik die Standard Energiequelle von Taschenrechnern. Obwohl auch eine Energieernte im Innenraum bekannter Maßen möglich ist, hinkt die Nutzung der Sonnenenergie insgesamt und im Besonderen gebäudeintegriert weit ihrem Potenzial hinterher. Es musste erst ein Krieg ausbrechen, ein Diktator unsere Energieversorgung bedrohen, dass nun doch noch ein längst fälliger Solar-Boom beginnt.
Dieter Moor - arconsol
Dieter Moor hat in Österreich die Ertex Solar aufgebaut und zuletzt als CEO geführt. Er ist international mit der gesamten Szene der BIPV Hersteller vernetzt und kennt die unterschiedlichen Systeme, Vor- und Nachteile, wie auch die Hersteller selbst. Er ist seit Beginn der Advanced Building Skins Conference im Konferenz Komitee und angesehener Solar Experte. In dieser Position agiert er künftig selbständig als Berater und steht auch OFROOM als Solar Experte beiseite.
Reconnecting with nature
Naturnah – ist ein strittiger Begriff in unserer Nachhaltigkeitsmatrix. Was will damit zum Ausdruck gebracht werden? Ein Besuch, im entstehenden Erden-Haus bei Martin Rauch in Schlins, Vorarlberg, macht den Begriff spürbar. Die Luft in der Baustelle ist klar und öffnet die Nase, alles will angefasst werden, jede Zelle im Körper will da bleiben. Das Gegenteil von Sick Buidling. Es bedeutet jedoch auch, die kaskadischen Effekte natürlicher Prozesse in die industrielle Produktion zu übersetzten. Nutzbarmachung von scheinbaren Abfallprodukten, Wertschöpfungsdenken über Generationen.
Andreas Tanner – naturbo
Die Entwicklung der Lehmbauplatte war aus der Zukunft betrachtet ein Meilenstein der Materialwende. Vorteile des einfachen Bauens mit natürlichen und gesunden Materialien ohne großen Energieaufwand wurden in eine industrielle Produktion interpretiert. Nachteilig dabei ist jedoch das hohe Plattengewicht und die daraus resultierenden körperlichen Beschwerden bei den Verarbeitern. naturbo leistet den luftreinigenden und feuchtigkeitsregulierenden Part einer Lehmbauplatte, kombiniert diese Facette jedoch mit einer leichten Holzfaserplatte, die vor allem in der Sanierung eine Wärmedämmung dazu bringt. Im Idealfall ist die Platte sogar funktional mit einem integrierten Heizsystem.
Julius Nickl – Cleverpark / Multipark Silente
Bauwerk Parkett – unser Gastgeber - produziert 2- und 3-Schichtparkett. Die Idee dahinter ist, mit einer Reduktion der kostbaren Deckschicht (zumeist Eiche), den 100jährigen Baum möglichst wertschöpfend zu ernten. Doch was passiert mit dem Parkett am Ende seiner Lebensdauer? Er wird zerstört. Die Materialsparsamkeit relativiert sich in der Lebenserwartung des geklebten Parketts. Erst mit den Produkten Cleverpark und Multipark Silente®, die dank einer besonderen Schallschutzmatte aus Biopolymeren unbeschadet wieder rückgebaut und industriell wieder für den Markt aufbereitet werden können, erfüllt Bauwerk Parkett eine absolute Ressourcen Sparsamkeit.
CO2 negativ
Es ist niemals ein einziger Faktor innerhalb der Klimamechanismen, der unser Dasein auf dieser Welt sichern könnte. Renaturierung, Aufforstung, Ressourcenmanagement, CO2- Emissionen, Biodiversität, … doch wo die gebaute Struktur zur CO2-Senke wird, kann sie sich für den massiven Input zur vorherrschenden Lage entschulden. Es gibt Möglichkeiten.
Aurélien Gabriel Stettner - neoStraw
Die neoStraw Produkte sind formaldehydfreie Platten für den Innenausbau, Möbelbau und diverse Industrieanwendungen. Der Rohstoff ist schnell wachsend und ein landwirtschaftlicher Reststoff, der in keiner Lebensmittelkonkurrenz steht. Im Stroh bleibt das durch die Photosynthese gebundene CO2 als Depot gespeichert und verringert die rechnerische CO2-Gebäudebilanz. Die Platten sind biologisch abbaubar, wasserfest, schimmelresistent und kreislauffähig. Sie eignen sich auch für Feuchträume. neoStraw ist seit Mitte 2022 neu auf dem Markt.
Christian Koller – isocell
Die Zellulosedämmung ist uns nicht neu. Aber haben wir sie ganzheitlich verstanden? In ihrer kaskadischen Übertragung der kurzlebigen (Ein-)Tageszeitung in eine langlebige und CO2-negative Dämmung mit durchwegs hervorragenden Werten, Sommer wie Winter; der Option, eine eingebrachte Dämmung auch wieder rückbauen und weiterverwenden zu können; und dann, irgendwann, mittels Pyrolyse in eine nährstoffreiche, den Boden belebende, düngende Biokohle zu wandeln, die wieder über Jahrzehnte den Kohlenstoff in sich bindet.
Weiterführende Links:
- Bauwerk Parkett Wien
- Grüner Markt
- podCrete
- Terratico
- naturbo
- Cleverpark / Multipark Silente
- neoStraw
- isocell
